“Yes, we can!” – Interview mit unserem Projektleiter Michael Kakuyu

   Michael Kakuyu , obwohl sein Vater ein Stück Land verkaufte, reichte es nicht für den Schulbesuch. Der heute 31-jährige Michael Kakuyu hat für seine Bildung gekämpft. Jeden Tag eine Stunde zu Fuß zur Schule und zurück, das war sein geringstes Problem. Ohne seinen Mentor Jimmy Kilonzi, den er vor fast 15 Jahren kennenlernte, und ohne die Unterstützung einer Förderin aus Deutschland wäre er heute nicht da wo er ist.

 

Michael, du bist die Schnittstelle zwischen MCC, Primary-, Secondary School und Skills Center. Die Landwirtschaft, Shamba, nicht zu vergessen. Beschreibe doch bitte deinen Job.

Ich begann 2015 als Manager des MCC. Seitdem sind wir stetig gewachsen. Bereits 2019 gab es die erste Klasse in der Secondary School. Als Manager war ich von da an für die Finanzen des Heims und der Schule verantwortlich. Ich habe sämtliche Berichte verfasst und Bewerbungsgespräche geführt. Jedes Projekt lief über meinen Schreibtisch. Momentan bin ich drei Tage in der Woche am MCC und zwei Tage im Skills Center.

 

Was macht das Maisha Mazuri Children Center so besonders?

Unsere Vision ist es, die Kinder zu kreativen, einfallsreichen und verantwortungsbewussten jungen Menschen zu erziehen. Jugendliche, die dann im besten Fall nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere einstehen. Das Wichtigste: sie sollen glücklich und zufrieden sein. Derzeit bieten wir allen eine Grundbildung an, unterstützen die Familien bei bürokratischen Angelegenheiten und kümmern uns aktiv um die Gesundheit aller. Mit Wissen und natürlich auch Geld; Geld auch für notwendige Medikamente. Wir sind für alle Probleme des Alltags da. Wir unterstützen die Familien auch mit Haushaltsplänen, denn unser Ziel ist es, dass sie wirtschaftlich stabil sind.

 

Dazu gehört ja auch das Ziegen-, Enten- und Hasen-Projekt. Was ist das?

Viele Haushalte erhalten Tiere aus unserem „Live Stock“, z.B. eine Ziege oder einen Hasen, das soll die Familien wirtschaftlich stärken. Die Familie kann die Ziege selbst essen, oder besser noch einen eigenen kleinen Tierbestand züchten und einzelne Tiere dann an das MCC zurück verkaufen und so wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückführen. Sie darf aber wirklich nur an das MCC verkauft werden und nicht außerhalb. Ein weiterer Baustein ist, dass wir den Eltern den ökologischen Landbau beibringen wollen. Sie kommen hierher und werden von einem Biobauern geschult. Sie sind alle offen für diese Idee. Das ist am Anfang aufwendig und teuer, aber mit der Zeit zahlt es sich aus.

 

Deine größte Freude im Job?

Es gibt nichts Schöneres, als einem Kind, das voller Sorgen ins MCC kommt, dabei zu helfen, immer fröhlicher und entschlossener zu werden. Ich liebe es, mit den Kindern zu reden und mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Bei uns ist für jedes Kind alles möglich.

 

Wie war deine eigene Kindheit?

Ich komme aus sehr armen Verhältnissen. Jetzt bin ich so selbstbewusst und zuversichtlich. Nun kann ich den Kindern ein Vorbild sein. Meine Eltern waren Gelegenheitsarbeiter, sie haben fast nichts verdient. Niemand konnte mir das Schulgeld bezahlen. Trotzdem habe ich es geschafft, in eine Tagesschule zu gehen.

 

Wie sah dein Schulalltag aus?

Ich wachte frühmorgens auf, der Mond schien noch am Himmel. In unserer Lehmhütte hatte ich keine Uhr. Ich bin ohne Frühstück losgelaufen und habe mich beeilt, in der Schule etwas zu essen zu bekommen. Ich wusste nicht, ob es nach der Schule noch etwas zu essen geben würde. Ich sagte mir „Ich hasse Armut. Ich will da raus“. Das trieb mich an.

 

Wie ging es nach der Schulzeit weiter?

Ich begann mit einem Praktikum als Grundschullehrer und unterrichtete an der Sonntagsschule. Ich liebte es mit den Kindern zusammen zu sein. Dann lernte ich Jimmy kennen. Durch ihn lernte ich auch Eva kennen, die meine Sponsorin wurde und die Hälfte meines Studiums finanzierte. Die andere Hälfte hat die Regierung übernommen.

2012 fragte ich Jimmy nach einem Praktikum im Skills Center. Unter der Woche war ich an der Uni, freitags und am Wochenende im Skills Center. Dort durfte ich bereits Kommunikations- und Finanzthemen unterrichten. Nebenbei arbeitete ich als Gelegenheitsarbeiter beim Bau. Zement mischen und so. Ich verdiente 6.000 kenianische Schilling im Monat (ca. 45.00 €). Unmittelbar nach meinem Abschluss gab mir Jimmy die Chance, den Posten des Finanzleiters im MCC zu übernehmen. Ich hatte sofort ein Team um mich herum.

Meine Frau ist übrigens auch Lehrerin. Sie unterrichtet Swahili und Religion. Und sie ist Meisterin im Tischtennis. Von der Regierung gibt es ein Anfangsgehalt von 16.000 KSH.

 

Wie läuft es mit der hauseigenen Landwirtschaft?

Unsere Shamba soll genug für unsere MCC-Küche produzieren und darüber hinaus die Familien und die Secondary School versorgen. Im besten Fall verkaufen wir auch noch extern Obst und Gemüse. Irgendwann soll es zumindest ein Nullsummenspiel werden. Wir wollen unabhängig werden. Das ist die Idee. Das Gleiche soll mit der Bäckerei passieren.

 

Welchen Einfluss haben unsere Institutionen auf das Umland und Nguluni, die nächste Stadt?

Wir unterstützen sehr viele Haushalte in der Region. Außerdem kurbeln wir die Wirtschaft an. Eltern leben jetzt davon, dass sie uns Feuerholz oder Hühner bringen. Alle handwerklichen Arbeiten hier werden von Arbeitern aus der Region ausgeführt. Das Geld fließt in den Kreislauf der Gemeinde. Es gibt dadurch mehr Geschäfte in der Gegend. Wir wachsen und sind ein richtig großes „Unternehmen“ geworden, das Einfluss auf die Stadt hat.

 

Was sind aktuell die größten beruflichen Herausforderungen für dich?

Es ist ein echter Kampf, die Einnahmen und Ausgaben einigermaßen in den Griff zu bekommen. Manche haben keine Ahnung, was wir hier eigentlich machen. Sie sind zu sorglos. Auch die Regierung. Das berührt mich wirklich. Ich unterstütze jeden von Herzen, der besser werden will. Voraussetzung: Alle müssen unsere Vision teilen. Gemeinsam schaffen wir es!

 

Dein Traum für die Zukunft?

Unsere Kinder sollen Hoffnung haben und erfolgreiche Menschen werden. Sie sollen mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und vielleicht einmal selbst Sponsoren werden. Ich wünsche mir auch, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier ihre Vision leben können. Bei uns ist jeder willkommen! Die Akademie soll eine der besten Schulen Kenias werden. Wir sind schon weit vorne, haben ein Vorzeige-Kinderheim und die beste Privatschule weit und breit. Wir sind einzigartig. Yes, we can!

Interview geführt von Julia Siebel (November 2023)

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