Nach einer langen Vorbereitungsphase in Deutschland begann für uns drei im November die Zeit im MCC. Der Empfang war bei allen gleich herzlich und wir wurden sofort in die MCC-Family aufgenommen. Die Küche, der Ziegenstall, die Hasenställe und Emmas Gemüsegarten wurden uns am Ankunftstag noch von den kleinen Kindern, welche nicht so schüchtern waren wie die größeren Kids, gezeigt und erklärt. Die ersten Tage vergingen wie im Flug! Wir haben mit den Kindern viele Spiele gespielt, ihren routinierten Tagesablauf kennengelernt und uns sportlich verausgabt.
Die vielen ausgedruckten Fotos von den vorherigen Volunteers sowie die mitgebrachten Utensilien haben wir zusammen mit Mercy verteilt! Das war eine große Freude bei allen! Ganz stolz haben die Kinder uns Ihre Fotoschätze gezeigt.
Die Kinder haben von Ende Oktober bis Anfang Januar Ferien, was dazu führt, dass der Alltag hier im Heim durch einen Stundenplan ein wenig organisiert wird. Diesen haben wir gemeinsam mit Mercy & Joseph und unseren Ideen ergänzt, sodass die Kinder eine Abwechslung aus Spielen, Lernen und den täglichen Arbeiten haben. Die Kinder sind zusätzlich in altersgemäße Gruppen aufgeteilt und erhalten dementsprechend von 08:00 Uhr bis 10:00 Uhr Ihre Aufgaben. Die Kleineren sammeln den Müll, der draußen am Boden liegt, ein und helfen Emma beim Ausmisten der Ziegen- und Hasenställe. Die Größeren gehen mit Boniface auf die Shamba oder unterstützen Julius in der Küche. Da die Konzentration der Kinder vormittags am besten ist, wird dort von 10:30 – 12:30 Uhr gelesen oder sie erledigen mit Hilfe der Nachhilfelehrerin und uns Dreien ihre Ferien-Schulaufgaben. Nach der Mittagspause sind wir mit täglich unterschiedlichen Themen dran: Montag – Malen oder Basteln; Dienstag – Wettkampftag; Mittwoch – Joggen und/oder Taekwondo mit Matron Miriam; Donnerstag – Workshop über verschiedene aktuelle Themen hier im Heim; Freitag – unser freier Tag, somit auch ein freier Nachmittag für die Kinder.
Am Montag leitete Daya einen Malworkshop. Mit einfachen Formen und Linien versuchten sich die Kinder am Porträtmalen. Sie saßen sich dabei in Paaren gegenüber und malten sich gegenseitig. Den Kindern, die sich schwer taten, griffen die anderen unter die Arme, sodass am Ende jeder ein eigenes Porträt in Händen hielt.
Dienstag ist Wettkampftag! Für den Wettkampf ist pro Woche immer eine andere Gruppe von Kindern an der Reihe, die restlichen Kids feuern an und/oder unterstützen uns beim Zählen oder Aufbauen. Die Gruppen werden je per Zufall in 2er-Teams eingeteilt, somit steht nicht ein einzelnes Kind im Vergleich mit den anderen, sondern der Teamgedanke wird gestärkt. Die einzelnen Challenges passen wir an die jeweilige Altersklasse an – die Kleineren bekommen leichtere Aufgaben wie Seilspringen oder Hoola Hoop- Schwingen, die Größeren bekommen schwerere, wie z.B. Überqueren der Slackline oder wer schafft die meisten Klimmzüge. Am Ende steht immer ein Siegerteam fest, welches mit einer coolen Medaille belohnt wird. Alle Kinder, die teilgenommen haben, bekommen zudem eine kleine Süßigkeit, worüber sie sich sehr freuen.
Die Taekwondo-Stunde am Mittwoch mit Matron Miriam war für uns sowie die Kinder sehr interessant und gleichzeitig auch anstrengend. Durch das Taekwondo lernen die Kinder sich selbst zu verteidigen, Diszipin und es stärkt den Zusammenhalt.
Unser erster Workshop am Donnerstag ging rund um das Thema Sicherheit im Alltag und beim Spielen, gegenseitige Rücksichtnahme und Erste Hilfe. Wir haben im Gemeinschaftsraum eine Art Reihenbestuhlung für die Kinder aufgebaut, damit jeder die kurzen Erklärvideos und uns sehen konnte und wir im Gegenzug alle im Blick hatten. Nach den Videos haben wir diese nochmals gemeinsam zusammengefasst und verschiedenen Fragen dazu gestellt. Alle waren sehr aufmerksam und haben gut mitgemacht.
Am Freitag, unseren freien Tag, haben wir uns an einen Besuch nach Tala, dem nächstgrößeren Ort, gewagt. Dort ist uns beim Einkaufen erschreckenderweise aufgefallen, dass die Preise in Kenia sich kaum mehr von unseren in Deutschland unterscheiden. Ein 500g-Stück Käse, kostet z. B. um die 8 Euro – zählt also zu den Luxusgütern, die sich nur noch die Reicheren leisten können. Der größere Anteil der Bevölkerung, die Armen, stehen vor den vollen Supermarktregalen und können nichts kaufen, da die meisten nur rund 150 Euro im MONAT verdienen.
Nach drei Wochen Aufenthalt gings für uns mit der Sozialarbeiterin Mercy das erste Mal auf ein paar Hausbesuche, damit wir verstehen lernen, aus welchen Umständen unsere MCC-Kinder kommen. Es war für uns schockierend zu sehen, wie ärmlich die Verhältnisse dort sind. Gleichzeitig hat es uns die Augen geöffnet, wie gut es unseren Heimkindern geht: 3-4 Mahlzeiten pro Tag, fließendes Wasser und v. a. viel Zeit zum Spielen. Die meisten „Community“-Kinder, also die, die unser Verein finanziell unterstützt (v.a. Schulsachen, Schulkleidung etc), die aber daheim wohnen, bekommen nur einmal am Tag eine Mahlzeit und müssen jetzt, während der Ferien den Eltern oder Großeltern auf der Farm helfen. Auf dem Weg haben wir einige von den Kindern auf den Feldern gesehen. Es gibt keine Altersgrenze, jedes Kind muss helfen. Bei ihnen zuhause wurden wir immer von den (Groß-)Eltern absolut herzlich empfangen und sie haben sich alle riesig über unseren Besuch gefreut und uns ihr Zuhause gezeigt.
Während unseren Aufenthalts im Heim wurden mehrere Sachen repariert. Da z. B. die Hasenställe nach vielen Jahren Einsatz schon ziemlich heruntergekommmen waren, wurden jetzt Neue gebaut. Mit Hilfe einiger der älteren Kinder entstanden neue Holzställe, in denen wieder mehrere Hasen Platz haben und auch die Neugeborenen sich wohl fühlen.
Ein Wunsch der Kinder war, dass wir mit ihnen Spaghetti kochen. Somit ist Yannick mit den Mengenangaben von Julius einkaufen gefahren: 20x 400g Nudeln, 2 Knoblauch Knollen, 2,5 kg Tomaten und 0,5 kg Zwiebeln. Das braucht es alles um für 39 Kinder + 4 Erwachsene zu kochen! Julius hat uns zum Glück erinnert, dass das Wasser 1,5 Stunden braucht, bis es warm ist. Somit haben wir den Holzofen angeschürt und währendessen begonnen mit den Kindern das Gemüse zu schnipseln. Da es für uns so schwierig war, die Temperaturen am Ofen einzuschätzen, haben uns die großen Mädchen beim Kochen geholfen. Unsere mitgebrachten Maggi-Bolognese-Päckchen waren super, da sie der Soße in Null Komma nix viel Geschmack verleihten. Die Nudeln haben wir dann portionsweise gekocht, in der Hoffnung, dass sie nicht zusammenkleben. Leider haben wir das nicht geschafft und es wurde ein rießiger Klumpen! Den Kindern war es egal – Hauptsache Pasta! Auch wir haben die Nudeln mit Tomatensoße richtig genossen, da es eine willkommene Abwechslung zu den kenianischen Gerichten ist.
Nach ein paar Wochen sind wir drei für insgesamt drei Tage Safari in die Masai Mara gefahren. Da wir so beeindruckt waren und es nicht richtig in Worte fassen können, was wir erlebt haben, hier ein kurzer Text der es unserer Meinung nach sehr gut trifft:
„In die rohe Wildnis Kenias einzutauchen, ist ein Gefühl, das nicht zu beschreiben ist. Die Kraft und die Stärke der Natur zu erleben, erinnert dich an deinen Platz in der Welt.
Demut – das haben wir da draußen gefühlt. Reisen wie diese haben die Möglichkeit, deinen Geist zurückzusetzten und in die richtige Richtung zu lenken!“ (Tafanistravelers @Instagram)
Nachdem die Kinder zusammen mit Matron Miriam immer wieder mit glänzenden Augen von ihrem Besuch zum Schwimmbad mit den vorherigen Volunteers erzählten, ließen wir uns überreden, einen Schwimmtag für die Center- und Community Kids zu planen. Zunächst einmal mussten wir jedoch rund 700 Euro dafür aufbringen. So posteten wir ein Video über das MCC und unsere Arbeit hier auf Insta und baten bei Freunden und Verwandten um Spenden. Erst beim zweiten Aufruf über Quinoah, Barbaras Bruder, der eine größere Reichweite hat, erreichten wir die Summe. Vielen Dank an alle Spender! Schon die Vorfreude aller war groß. Da es 83 Kinder waren, teilten wir sie in zwei Gruppen ein. In unserer letzten Woche im Heim gingen wir dann zunächst mit der ersten Gruppe Kinder am Freitag und dann mit der zweiten am Samstag schwimmen. Während die jüngeren Kinder mit dem Schulbus zur Savannah Lodge gefahren wurden, sind wir gemeinsam mit den älteren 4 Kilometer zu Fuß gegangen. Als wir nach unserem Marsch am Schwimmbad ankamen, warteten die Kleinen bereits sehr aufgeregt vor dem Poolbecken und es durfte keine Minute mehr verschwendet werden! Somit zogen wir uns schnell um und ließen dann alle gleichzeitig ins Wasser – eine rießige Wasserschlacht begann! Zuerst hatten wir etwas Angst wegen der Kleinen, die nicht schwimmen können, jedoch haben sie sich freiwillig nur im Kinderbecken aufgehalten. Mit dem mitgebrachten Wasserball hatten die Kids jede Menge Spaß und machten unter anderem auch Wettrennen, wer als Erster am Ball war. Nachdem sie sich mehrere Stunden im Wasser ausgetobt hatten und dann alle zitternd in der warmen Sonne saßen, gab es Mittagessen mit Pommes, Hähnchen und Gemüse. Danach durften sie nochmals eine Stunde lang ins Wasser, bevor es dann am Ende des Tages für alle Kinder mit dem Schulbus zurück ins MCC ging. Erschöpft, aber sehr zufrieden, fielen die Kinder und wir in unsere Betten – ein aufregender, erfolgreicher Tag!
ASANTE SANA – nochmal vielen Dank für jede Spende, die es ermöglicht hat, dass die Kinder während ihrer Ferien einen so besonderen Tag erleben durften!
Wow, so schnell sind 2 Monate vorbei! Unsere Zeit hier im MCC war kurz, jedoch haben wir durch die langen Ferien der Kinder so viel mit ihnen erleben dürfen und hatten einen sehr intensiven, aufregenden, lustigen und auch anstrengenden Einblick in den Alltag während der sogenannten „Freien“ Zeit! Die Mitarbeiter des MCC machen einen unglaublichen Job, da sie 39 Kinder im Alter von 5-17 Jahren erziehen und sie auf ihren Lebensweg begleiten. Für diesen wünschen wir den Kids nur das Allerbeste und hoffen, dass sie die Chance, die sie durch das Programm bekommen, nutzen.
Wir hoffen sie bleiben alle so entspannt, wie wir es mitbekommen haben, denn ein Satz, der uns sicherlich in Erinnerung bleiben wird, stimmt zu 100%:
„Die Deutschen haben die Uhr, die Kenianer haben die Zeit!“
Alles, was wir in den letzten Monaten erleben durften, werden wir auf keinen Fall vergessen! Besonders werden wir das Lachen der Kinder und die strahlenen Augen in Erinnerung behalten.
Barbara Hansen, Yannick Smolik und Daya Schwarz