2023-05 Praktikumsbericht von Britta

Die Ferien sind vorbei und zum Leid der Kinder hat die Schule wieder begonnen. In der ersten Woche schreiben die Kinder Tests, sogenannte „Opening Exams“, sodass direkt nach dem Ende der Ferien, das Wissen der Kinder erneut abgefragt wird. Ungewöhnlich finde ich, dass die Prüfungen selbst in der achten Klasse noch aus Multiple Choice Aufgaben bestehen. Selbstständig formulierte Antworten fände ich besser, da dadurch unter anderem die eigene Meinung erfragt werden kann.

Nach der ersten Woche geht es bereits wieder mit dem gewohnten Alltag weiter, die Kids kommen am späten Nachmittag von der Schule und machen erstmal ihr Hausaufgaben, wobei sie bei Bedarf von uns unterstützt werden. Danach haben sie Freizeit, in der sie sehr gerne Musik hören und dazu tanzen, Fußball spielen oder fleißig unseren Spielplatz nutzen, der neuerdings auf dem MCC-Gelände steht (siehe: https://www.4kenya.info/endlich-wieder-ein-spielplatz-im-mcc/).

Bereits seit ein paar Wochen ist die Regenzeit vorbei, es wird immer heißer und der Boden trockener. Das merke ich auch deutlich an der Natur, die brauner und staubiger ist.
Auf unserer Shamba (Farm) wächst das angebaute Gemüse und Obst deutlich sichtbar. Die Bananensaison ist eröffnet und Wassermelonen wird es auch in ein paar Wochen geben. Mais, Sukuma Wiki und Bohnen, aus denen die Hauptmahlzeiten bestehen, werden regelmäßig geerntet und im Heim zubereitet. Um den Ertrag der Pflanzen auch während der Trockenperiode sichern zu können, konnte der Verein bereits einen zweiten 10 000l Wassertank finanzieren, wofür momentan noch das Fundament in Arbeit ist.
Auch ich wagte ein neues, erstmaliges Experiment auf der Shamba und zog zunächst hier im Heim mithilfe von Zucchinisamen, kleine Setzlinge groß, die ich dann gemeinsam mit dem Farmer Boniface auf der Shamba einpflanzte. Jetzt heißt es erstmal abwarten und hoffen, dass das Experiment Erfolg hat 🙂

Am Wochenende ist für die Kids immer ‚movie night‘ angesagt. Um die Filmabende zu versüßen, bereiteten wir vor dem Film Snacks vor. Gemeinsam mit den Kids machten wir einmal eine große Portion Popcorn, die ratz fatz weg war. An einem anderen Tag probierten wir uns in Süßkartoffelchips aus. Da wir aber nicht gewohnt sind mit Feuer zu kochen, hat das Zubereiten der Chips leider viel länger gedauert als erwartet, sodass es diese eher nach dem Film, als währenddessen gab.

Ende März waren die Sozialarbeiterin Mercy und der Schulleiter der Secondary School Nicholas auf einen zehntägigen Besuch in Deutschland, bei dem sie mehrere Schulen und Kinderheime besuchten. (Mehr dazu im aktuellen Newsletter 02/2023 Rundbriefe – Hand in Hand für Kenia e.V. (4kenya.info)) Ihre Erfahrungen präsentierten sie den Mitarbeitern im Heim und Lehrern der Schulen, um Ihnen einen kleinen Einblick in ihren Aufenthalt zu geben. Auch für mich war der Bericht interessant, da mir dadurch auch nochmal die Unterschiede in Schulen und Heimen in Deutschland und Kenia bewusst wurde. Den Hauptunterschied, der den beiden am meisten aufgefallen ist, ist die Leidenschaft und Disziplin, die die Lehrer in Deutschland in ihren Beruf stecken und somit der Unterricht ganz anders gestaltet wird als hier. Der Unterricht in Deutschland ist getragen durch ein Miteinander von Lehrer und Schüler, statt durch einen reinen Vortrag des Lehrers, wie hier.

Mit den Kindern plante ich ein Projekt zum Thema „Black History“. Die Arbeitsgrundlage war, dass die älteren Kids in zwei Gruppen aufgeteilt werden und selbst zum Thema recherchieren. Die Ergebnisse sollen der jeweilig anderen Gruppe auf einer Präsentation gezeigt werden. Als ich die Mitarbeiter zu dem Thema befragte, wurde ich überrascht. Entgegen meinen Erwartungen werden die Geschichte und die Entwicklung der Afrikanischen Länder und Behandlung der Afrikaner und Afroamerikaner kaum in der Schule unterrichtet. Dadurch kam ich etwas ins Grübeln, inwieweit ich meine Vorstellungen umsetzen kann.
Aufgrund des mangelnden Vorwissens, habe ich mich dazu entschieden, es auf vier schwarze Persönlichkeiten zu begrenzen, auf deren Geschichte und Bedeutung näher eingegangen werden soll. Mithilfe eines Laptops recherchierten die Kinder in Gruppenarbeit. Zur Unterstützung überlegte ich mir ein paar Fragen, an denen sich die Kids orientieren sollten. Da stieß ich bereits auf die erste Schwierigkeit, mit der ich nicht gerechnet hatte. Die Kids fragten mich, was sie eingeben müssen und auf welchen Link sie klicken müssen. Dann wurde mir bewusst, dass recherchieren im Internet noch keine Selbstverständlichkeit ist. Um thematisch schneller voranzukommen, ohne Internetrecherche, habe ich am nächsten Tag ein Video rausgesucht, aus dem sie die Informationen sammelten und damit die Präsentation vervollständigten. Am darauffolgenden Tag haben die Kids, die Persönlichkeiten der jeweilig anderen Gruppe vorgestellt.

Mittlerweile war ich mit den Kindern ein paar Mal am Sonntag in der Kirche. Die bisherigen Gottesdienste waren mit mehreren Sing- und Tanzeinlagen der Kinder, sowie Erwachsenen, untermalt von lauter Musik. Leider ist es für mich als Deutsche schwierig dem Gottesdienst zu folgen, da er komplett auf der Stammessprache Kikamba gehalten wird.
Diesmal war der Gottesdienst etwas anders. Er ging nicht wie gewohnt drei Stunden, sondern vier. Gegen Ende hin waren nicht nur die Kleinen, sondern auch die Erwachsenen eingenickt. Als kurz vor Schluss auch noch Kohle versteigert wurde, habe ich mich gefragt, ob das noch zum Gottesdienst gehört, oder ob er bereits in einen anderen Teil übergegangen ist. Diese Situation war sehr ungewöhnlich für mich und ich kann mir sowas auch nicht in Deutschland vorstellen.

Britta

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