2023-04 Praktikumsbericht von Britta

Im April hatte ich meine ersten Hausbesuche. Zusammen mit Mercy, der Sozialarbeiterin des MCC, besuchten wir Familien aus der Community, deren Kinder beispielsweise in den MCC Kindergarten oder eine der MCC Schulen gehen und die durch das MMP Programm unterstützt werden. Prinzipiell ist es genau so wie ich es mir vorgestellt hatte. Allerdings ist es dann doch wiederum erschreckend, die Realität vor Augen zu haben. Kleine Häuser, bestehend aus ungefähr zwei Räumen. Ein Raum ist das Wohnzimmer, der andere das Schlafzimmer. Insgesamt hat das Haus gerade einmal ca. 16m²+. Das unfassbare: Hier wohnen NEUN Personen miteinander.
Die Küche ist separat, wobei ich hier auch nicht mehr als eine Feuerstelle und ein paar Kochschüsseln auffand – nicht zu vergleichen mit den uns bekannten europäischen Küchen. Manchmal gibt es auch noch ein Ackerfeld daneben, das auf den ersten Blick groß erscheint, doch dann wird mir klar, dass die Ernte für die Größe des Haushalts nur für einen kurzen Zeitraum ausreicht.
Die meisten Haushalte haben Nutztiere wie Ziegen, Hühner, Gänse und manchmal auch Kühe, die sie entweder zum eigenen Verzehr verwenden oder um die Tiere am Markt zu verkaufen, um mit dem Erlös andere Nahrungsmittel zu besorgen. Kurz gesagt: Es geht hier um‘s Überleben, die Suche nach Nahrung, Tag für Tag aufs Neue.

 

Ein paar Wochen später besuchten wir gemeinsam mit dem Sozialarbeiter Joseph die Mathare Slums in Nairobi.
Dort angekommen stach mir ein unangenehmer Geruch in die Nase, auf der einen Seite wühlten Schweine in den Müllbergen, auf der anderen Seite waren viele kleine Läden, wodurch die Bewohner versuchen ein bisschen Geld für den Tag zu verdienen. Als wir weiter durch die Gassen gingen, lagen Klamotten zusammengetreten im Dreck, Kinder rannten durch die Straßen und beobachteten die Mzungus (die ‚Weißen‘) schüchtern aus kleiner Distanz.
Die Lebenssituation der Familien, die wir besuchten, ähneln sich stark. Auf kleinstem Raum leben Familien zu 6+ in Räumen von ~8m². Hier ist ihr ganzes Hab und Gut. Blechhütte an Blechhütte aneinandergereiht. Privatsphäre ist hier ein Fremdwort. Es ist mir unangenehm so in das Privatleben der Familien einzubrechen und als weiße Privilegierte gerade einmal ein kleines Paket mitbringen zu können, das für das Essen des aktuellen Tages ausreichte. Joseph erklärte uns, dass wir damit aber wenigstens ein bisschen helfen konnten. Er fast die Lebenssituation in den Slums nochmals gut zusammen: „they don’t worry about tomorrow, they worry about today“

 

Noch in den letzten Tagen im März, kamen Barbara Krohne und Helen Milkau, Vorstandsvorsitzende unseres Vereins, hier zum Maisha Mazuri Children Centre (MCC) zu Besuch. Für neun Tage waren sie hier und nahmen zusammen mit Jimmy, dem Direktor des MCC, und Michael, dem Leiter des MCC, an einigen Meetings teil. Dadurch kamen sie auf den neusten Stand vor Ort und klärten zukünftige Projekte ab. An dem Tag, als die beiden abreisten, kam die neue Volunteerin Marta hier an. Die Kinder empfingen sie herzlichst und trugen direkt ihren Koffer und Rucksack voller Begeisterung aus dem Auto ins Haus. Marta wird für drei Monate mit den Kindern hier im Heim verbringen.

Da am Wochenende auch schon das Osterfest vor der Tür stand, hatten wir uns überlegt, ein paar deutsche Traditionen hier weiterzuführen. Am Tag vor Ostern färbten wir mit den Kindern die Eier in den verschiedensten Farben. Für viele der Kids sorgte es für Verwunderung, warum wir in Deutschland unsere Ostereier einfärben. Am Ostermorgen gab es dann die bunten Eier zum Frühstück. Manche Kinder verzerrten ihre Gesichter beim Anblick des bunt gefärbten Eiweiß. Nach Abklärung, dass das essbar ist, wurden die Eier genüsslich verzerrt. Auch eine Ostereiersuche planten wir mit den Kindern durchzuführen. Leider regnete es über den Tag hinweg, sodass wir spontan die Schokoladenhasen im Haus versteckten. Sie konnten es kaum erwarten loszurennen und sich auf die Suche zu machen. Ein Riesen Getümmel ging los, alle sind durcheinander gerannt und haben den gefundenen Schokohasen in die Luft gerissen : )

Da das erste Drittel des Schuljahres vorbei ist, ging es für die Kids in die lang ersehnten dreiwöchigen Ferien. Das Fußballfeld wird normalerweise während der Schulzeit von den Schülern der Secondary School belegt. Da diese aber über die Ferien nach Hause zu deren Familien fuhren, wurde das leere Fußballfeld von den Kindern ausgenutzt, um nahezu täglich für ein paar Stunden darauf zu Spielen. Ein neuer kenianischer Volunteer, ist für drei Wochen hier. Er kommt aus dem Bereich der Psychologie und versuchte als derzeitiger Student sein Wissen in verschiedenen Workshops und im Alltag einzubringen. Auch er ist fußballbegeistert und verbrachte viel Zeit mit den Kindern auf dem Platz.

 

Während den Ferien nutzten wir die Zeit, um mit den Kindern kleine Workshops zu machen. Auch die Kinder der Community wurden mit einbezogen, sodass wir Themen wie „hygiene“, „sleep-nutrition-ressources“, „manners“ und „privacy“ spielerisch, wie beispielsweise durch die Bearbeitung der Themen in Kleingruppen, ansprachen.

Das Backen durfte auch nicht vergessen werden. Mit viel Fleiß und Spaß gab es Cookies, Muffins und wie jeden Samstag Chapati.

Ein weiterer Workshop war das Häkeln, bei dem die Mädchen als auch Jungs interessiert dabei waren. Anfangs standen den Kindern Fragezeichen in den Gesichtern geschrieben, aber mit ein bisschen Geduld und Hilfe von den Älteren entstanden Armbänder, Schals und Ansätze von Mützen. Weiterhin kreativ unterwegs, zauberten wir gemeinsam Perlen-Armbänder und Ketten. Auf einen Schlag waren alle Kinder da und wollten voller Begeisterung sich ein Armband machen. Es gab nahezu schon ein Kampf um die Perlen. Nach kurzer Zeit waren alle Perlen weg und bunte Accessoires kreiert, mit denen die Kinder heute noch über den Hof rennen.

Die Kinder hier im Heim lieben es zu backen. Doch nun wollte ich speziell mit den Kindern aus der Community Muffins backen, da das für sie eine neue Erfahrung ist, die sie bei sich zu Hause nicht machen können. Ähnlich wie die Heimkinder, waren sie beim Backen sehr interessiert und halfen überall mit. Die fertigen Muffins bewunderten sie mit „wow, very smart“ (sehr schön) und haben sie sich genüsslich schmecken lassen.

Da der vorletzte Term des Schuljahres ansteht, nutzten wir auch die Zeit in den Ferien zum Hausaufgaben machen und Lernen. Für ein paar der Kids ist dieser Term entscheidend, da es danach entweder in die secondary school oder ins skills center geht. Abends, nach dem Abendessen, nutzen wir gern die Zeit, noch länger mit den Kindern in der Küche sitzen zu bleiben. Während dieser Zeit wird gesungen, getanzt, Geschichten ausgetauscht oder einfach rumgealbert. Für uns zwei persönlich ist das die schönste Zeit des Tages.

 

4kenia footer Bild
Ansicht Haus
© 2019 - 2024 Hand in Hand für Kenia e.V.